Halboffene Weidelandschaften

- ein Modell für Landwirtschaft mit extensiver Tier-/ Pferdehaltung

Schäferhaus - Halboffene Weidelandschaft
Bild: Galloways und Koniks im Stiftungsland Schäferhaus / Bunde Wischen e.V,

Halboffene Weidelandschaften - was ist das?

Pferdehaltung muss sich oft bzgl. Weideland mit kleinen Flächen begnügen auf denen vorher Milchvieh gehalten wurde. Boden und Vegetation sind dabei durch neuere Grassaaten und intensiver Düngung (Monokultur und Intensivlandwirtschaft) nicht unbedingt als Dauerweide für Pferde geeignet .

Geht es auch anders?
Ja - beim Weidekonzept "Halboffene Weidelandschaft". Eine möglichst große Fläche (100 ha und mehr) mit nicht mehr als ein Weidetier je 2 o. 3 Hektar. Dann entstehen (oder bleiben erhalten) extensiv beweidete Landschaften mit Strukturvielfalt und gesunden Tieren. Aus einer monotonen Grünfläche entsteht ein Mosaik aus Weide, Buschwerk mit Einzelbäumen bis zu kleinen Wäldchen mit dichtem Unterholz.

Ein wegweisendes Beispiel sind die Projekte von Bunde Wischen e.V. , bei dem Landschaftspflege und extensive Landwirtschaft zusammenkommen.

BUNDE WISCHEN - Praktische Erfahrungen mit Halboffene Weidelandschaften

Schäferhaus - Beweidung mit Galloways u. Koniks
Der Verein Bunde Wischen betreibt seit 1986 zwischen Neumünster und der dänischen Grenze extensive Weidesysteme hauptsächlich mit Galloways unter Naturschutz- gesichtspunkten. Mittlerweile werden rund 700 ha Fläche (größtenteils im Eigentum der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein) mit rund 500 Rindern bewirtschaftet.

Im Stiftungsland Schäferhaus (ca 260 ha) erfolgt die ganzjährige Beweidung seit 5 Jahren zusätzlich mit Pferden (Koniks).
Was sich erstmal einfach anhört, führt zu praktischen Erfahrungen bzgl. Rasse, Besatzdichte, Winterzufütterung, Giftpflanzen, Parasitenbefall und weiteren tiermedizinischen, rechtlichen und praktischen Aspekten (Kämmer, 2004).

Um nur weniges zu nennen, was für Pferdehalter interessant ist: im Pflanzenbestand Schäferhaus kommt Deutsches Weidelgras nicht vor. Außerdem hat sich gezeigt, dass der Aufwand für Tierarztkosten minimal ist.
Die vielfältigen Überlegungen könnten wertvoll sein und Anstöße geben für die üblicherweise praktizierte Pensions-/Privatpferdehaltung. Es ist zu hoffen, dass weitere Publikationen in Hinblick Beweidung mit Pferden herausgegeben werden (s.u. Webadresse von Bunde Wischen).

Naturschutz, Landschaftspflege und extensive Beweidung

Schäferhaus - Beweidung mit Galloways u. Koniks
Die Natur zu schützen und zu erhalten nimmt mittlerweile einen hohen Stellenwert ein.
Bei der Umsetzung hat sich gezeigt, dass ohne Beweidung eine Landschaftspflege im Naturschutz zu aufwendig und kostspielig ist.
Die Tiere gestalten im positiven Sinne das Landschaftsbild. Ein vielleicht für Pferdehaltung Verantwortliche überraschender Aspekt.
Zudem haben schützenswerte Pflanzen, Amphibien, Vögel, Insekten u.a. erst bei einer vielfältig gestalteten Landschaft eine gute Überlebenschance. Diese wird gerade durch den Verbiss (Gras, Buschwerk, Bäume) der Weidetiere geschaffen.
Die Pflanzen- und Tierwelt passt sich dabei hervorragend an. Die vorhandene oder entstehende Artenvielfalt zeigt dies.

Schäferhaus - Beweidung mit Galloways u. Koniks
Ohne beweidete Lichtungen mit Verbuschung und parkähnlicher Bewaldung vornehmlich durch Einzelbäumen wäre zweifellos unsere mitteleuropäische Landschaft ärmer.

Wie das Bild zeigt, sind gerade Pferde im Schäferhaus keineswegs menschenscheu. Eine intakte Landschaft mit Tieren in einem naturnahen Biotop ist für Großstadtmenschen allemal interessant. Das Gebiet ist mit einem Netz von Wegen für Erholungssuchende erschlossen.

Neue Ausrichtung der Landwirtschaft (Agenda 2007)

Schäferhaus - Beweidung mit Galloways u. Koniks
Die EU-Agrarreform (Stichwort Überproduktion, Umweltbelastung, Rentabilität) führt dazu, dass bisher landwirtschaftlich bewirtschaftete (schlechte, mittelmäßige) Flächen aus der Nutzung heraus fallen.
Für Schleswig-Holstein wird allein an Grünland ca. 63000 ha (20 -30% der bisherigen Nutzfläche) angegeben (Vanselow, 2005).

Neben der zu erwartetende weiteren Intensivierung steht aber für eine extensiv zu betreibende Landwirtschaft somit mehr Fläche zur Verfügung.

Veränderung und Chancen für die Pferdehaltung

Schäferhaus - Halboffene Weidelandschaft
Für die Pferdehaltung (Privat, Pension, landwirtschaftlicher Betrieb) kann die Agrarreform eine Umorientierung bedeuten.
Da mehr Dauergrünland zur Verfügung stehen wird, erhöht sich die Möglichkeit Flächen zu pachten und extensiv zu wirtschaften/ zu beweiden.
Langfristig entstehen Magerwiesen mit Gräservielfalt - dies sollte der Tier-/ Pferdegesundheit zu Gute kommen ( weniger Gefahr der Verfettung, Futterrehe durch Fettweiden ).

Alles in allem mehr in einer Richtung, in der Tierhaltung und Landschaft im Zusammenhang gesehen werden und zueinander passen.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Gerd Kämmer, Bunde Wischen e.V.
www.bundewischen.de