Gras als Basisfutter- eine gefährtete Futtergrundlage?
Pferde sind Grasfresser – Gras ist nicht Gras
Jeder Pferdehalter wünscht sich für sein Pferd gutes Gras, da es artgerecht ist und das wichtigste Basisfutter.
Allerdings ist Gras mittlerweile nicht gleich Gras, auch wenn Pferdeleute zu Recht meinen, das Gras doch etwas ganz Natürliches und normalerweise gesund ist.
Im Falle intensiver Grünland- und Weidewirtschaft und beim Einsatz neuer Wirtschafts-Saatzüchtungen ist diese Meinung überholt und sollte durch genaueres Wissen überprüft werden.
Was wenn Wirtschaftsgräser zunehmend krank machen
Ein bisher noch wenig beachtetes Thema sind Gräsergifte, die bei Weidetiere zu vielerlei Krankheitssymptomen führen können.
Wer sich intensiver informieren will, und dies ist unbedingt zu empfehlen, kann dies dankenswerte Weise durch Veröffentlichungen von Frau Dr. Renate Vanselow tun.
Anbei ein aktueller Artikel als PDF-Datei der die Problematik darstellt mit den neuesten Forschungsergebnissen:
Vergiftungen von Pferden durch Gräsergifte
(Rechte an dem Text liegen ausschließlich bei der Autorin, kann gerne verbreitet werden)
oder über die Website
www.artgerecht-tier.de
. Ergänzend hat Artgerecht-Tier ein eigenes Themenheft angekündigt.
Auch der
VFD
(Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V.) hat das Thema Gräsergifte aufgenommen.
Eine kurzer Zusammenfassung
Verkürzt lässt sich die Problematik folgendermaßen darstellen:
Gräser enthalten pilzliche Mikroorganismen, sogenannten Endophyten (unsichtbar innerhalb der Graspflanze), die völlig harmlos sind.
Erst durch gezielt züchterischer Selektion auf widerstandsfähige (Hochleistungs) Gräser oder unbeabsichtigt durch rücksichtslose Überweidung zeigen die Endophyten
nachweislich (siehe Artikel Dr. Vanselow) gesteigerte Giftwirkung. Das heißt, der Vorteil der Resistenz und Wirtschaftlichkeit wird mit dem „Nachteil“ möglicher
gesundheitlicher Probleme der Tiere erkauft.
Während Ende der 1970er Jahre eine Vergiftung durch Endophyten für Deutschland noch nicht gegeben war, wird zwischenzeitlich ( neuere Messergebnisse von 2000 bis 2013 )
ein deutlicher und bedenklicher Anstieg gemeldet.
Interessenskonflikte
Das auf diese Ergebnisse kaum reagiert wird, liegt evtl. auf Probleme des Nachweises des direkten Zusammenhangs (Forschungsdesign, Diagnostik der Vergiftungssymptome) und diverser Interessenskonflikte.Pferdebesitzer bestehen zu Recht auf eine gesunde Fütterung, die Futtermittelindustrie-/forschung und die Landwirtschaft ihrerseits versucht tendenziell die Forderungen des Marktes z.B. durch Zuchterfolge widerstandsfähiger Wirtschaftsgräser zu erfüllen.
Es lässt sich fragen, ob dies ein Segen oder ein Fluch ist.
Mit dem Kopf schütteln kann man nur, wenn laut o.g. Artikel in den USA bereits Nutztiere (Rinder, Schafe) gezüchtet werden, die gegenüber den steigenden Gehalten an Gräsergiften besonders widerstandsfähig sind.
Schlussfolgerungen
Damit hier nicht die gleiche Entwicklung erfolgt „.. wird es Zeit, dass wir Pferdehalter die Futtergrundlagen unserer Tiere verteidigen und schützen, wenn wir auch in Zukunft Pferde noch artgerecht im Freien als Grasfresser halten wollen“ (Vanselow, 2014).
Dies ist nur zu unterstützen. Zu hoffen ist, das durch mehr Forschungsbemühen und größere Verbreitung von Information und Wissen eine Einschränkung oder gar Stopp dieser Entwicklung
erreicht wird.
Viele Aktivitäten in dieser Richtung werden notwendig sein und einen langen Atem verlangen.
Trotz mächtigen, weltweiten Einfluss von Konzernen der Nahrungs- und Futtermittelindustrie, von Saatgut und Chemieprodukten sind Einschränkungen und Änderungen machbar -
siehe Tabakindustrie oder den Bereich Gentechnik.
Denken in Zusammenhängen: Boden - Pflanze (- Weidetier)
Pferdeweiden mit ihrem Grasbestand sind nicht nur Futtergrundlage sondern ein vielfältiges Ökosystem. Der wohl wichtigste Teil ist die Humusschicht des Bodens, dem dunkel gefärbten oberen Bereich.Diese Schicht ist ein hoch komplexes Gemisch - natürliche, gesunde Bodenfruchtbarkeit werden durch die Mikrofauna dieser Schicht bestimmt.
Wie es geht die Fruchtbarkeit unserer Böden/Weiden zu erhalten, ohne die Umwelt zu belasten zeigt eine ausführliche 6-teilige Serie bei artgerecht-tier.de Humus und Mist
oder über die VFDnet-Seite Pferdemist-Abfall-oder-wertvoller-Rohstoff
Zur Ernährung der Humusschicht unserer Grasländer bietet sich die Mistgewinnung an - altbewährt und neu durchdacht.